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Queere Sichtbarkeit

Kerstin Honeit: aus der Serie "Becoming 10", 2007-2010, VG Bild-Kunst Bonn 2022
Kerstin Honeit: aus der Serie "Becoming 10", 2007-2010, VG Bild-Kunst Bonn 2022

 

Queere Sichtbarkeit ist mehr als die selbstbestimmte Darstellung von LGBTQIA* Personen: Sie beinhaltet gleichermaßen eine ästhetische wie politische Agenda. Das Symposium möchte mit Beiträgen von Künstler*innen und Wissenschaftlicher*innen neue Perspektiven auf historische wie aktuelle Ausdrucksformen nichtheteronormativer Lebensrealitäten eröffnen – in der Fotografie und darüber hinaus. Mit Harry Hachmeister, Matthias Hamann, Kerstin Honeit, Katrin Köppert und Leonard Volkmer.

Wo: Neue Schule für Fotografie, Brunnenstraße 188-190, 10119 Berlin
Wann: 20.11.2022, 10 bis 17 Uhr, Programm siehe unten
Anmeldung über: info@neue-schule-fotografie.berlin
Wir bitten alle Teilnehmenden sich an unsere Maskenpflicht zu halten und möglichst getestet zu kommen.

Katrin Köppert ist Kunst- und Medienwissenschaftler*in mit einem besonderen Schwerpunkt auf Gender-/Queer Studies & Post-/Dekoloniale Theorien. Seit Oktober 2019 lehrt Köppert als Juniorprofessor*in für Kunstgeschichte/ populäre Kulturen an der HGB Leipzig. Ihr Beitrag beschäftigt sich mit den fotografischen Selbstinszeierungen des Filmarchitekten und Amateurfotografen Albrecht Becker (1906-2002). Beckers offensive Zurschaustellung körpermodifizierender Eingriffe stellt Köppert als eine produktive Form der Selbstauflösung zur Dikussion. Dabei ist Queerness nicht nur eine Frage der Sichtbarkeit und Repräsentation, sondern Effekt der verwendeten Materialien.
Leonard Volkmer studiert seit 2017 an der Kunsthochschule Kassel in der Klasse für Intermediale Fotografie und zeitbasierte Medien im künstlerischnen Feld. Er stellt seinen Fotofilm Schwuchtel, Schwuchtel, Schwuchtel vor, der aus nüchternen, menschenleeren Aufnahmen seines ehemaligen Schulwegs montiert ist. Im Voice-over erzählt Leonard Volkmer von der immer präsenteren Angst vor den homophoben Übergriffen seiner Mitschüler*innen, die diesen Weg begleitet hat. Die fotografische Aneignung der belasteten Orte und das Erzählen des Erlebten aus heutiger Perspektive erhalten die Bedeutung einer Ermächtigung und tragen eine widerständige Kraft.
Kerstin Honeit ist Künstlerin und Filmemacherin. Zurzeit teilt sie sich die Professur für Raumkonzepte an der HBK Braunschweig mit Candice Breitz. Mit ihren experimentellen dokumentarischen Bewegtbildformaten erforscht Kerstin Honeit die Mechanismen der Repräsentation in der Produktion hegemonialer Bildwelten, wobei ein besonderer Fokus auf der Bedeutung der Stimme als queeres Ereignis liegt. Ihr Vortrag zum Thema (Not-)Passing, Drag und andere queere Opazitäten geht anhand ihrer künstlerischen Praxis der Frage nach, wie das Zeigen und Nicht-Zeigen die Blickregime der Dominanzkultur ins Wanken bringen kann. kerstinhoneit.com
Matthias Hamann ist Künstler und arbeitet in Berlin. Seit seinem Studium an der HGB Leipzig fotografiert er in der queeren Subkultur als teilnehmender Beobachter. Sein bevorzugtes Medium ist das Porträt, oszillierend zwischen sachlicher Beobachtung und der Lust an der Inszenierung. Die Selbstdarstellung seiner Protagonist*innen sowie sein fotografischer Stil durchkreuzen normierende Vorstellungen von maskulin und feminin, zeugen von Verletzlichkeit und Widerständigkeit. Matthias Hamann wird seine Arbeitsweise anhand seiner Buchprojekte und Ausstellungsinstalltionen vorstellen. matthiashamann.net
Harry Hachmeister ist Künstler und seit 2021 Professor für die Grundlehre Bildende Kunst an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg. In seinen Arbeiten, die medial von Fotografie über Zeichnung und Malerei bis hin zu Keramik reichen, bilden Wandlungsprozesse, Provisorien und Zwischenstadien den Ausgangspunkte für die künstlerische Bearbeitung von (Geschlechts-) Identitäten, Körpern sowie deren Zuschreibungen. In seinem Vortrag wird er insbesondere auf die Bedeutung der fotografischen Selbstinszenierungen in seinen installativen Präsentationen eingehen. harryhachmeister.com

Programm
10:15 Uhr: Begrüßung und Einführung
10:30 Uhr: Katrin Köppert: Molekulare Bilder, poröse Männlichkeiten: Schmerz, Fotografie und queeres Begehren
11:30 Uhr: Leonard Volkmer: Präsentation des Films Schwuchtel, Schwuchtel, Schwuchtel
12:30 Uhr Mittagspause
13:30 Uhr: Kerstin Honeit: (Not-)Passing, Drag und andere queere Opazitäten: Zeigen und Nicht-Zeigen als Strategie in der künstlerischen Praxis
14:30 Uhr: Matthias Hamann: We don’t care
15:30 Uhr Kaffeepause
15:45 Uhr: Harry Hachmeister: Ach, Harry. Fotografische Selbstinszenierungen

Konzeption und Moderation: Susanne Holschbach

 

Harry Hachmeister: „Prinzessin“, 2018


Matthias Hamann, „we don’t care“ Andrew, 2018/19 digital Print, 100×70 cm

Katrin Köppert: Buchcover „Queer Pain“, Neofelis Verlag

Leonard Volkmer: Still aus dem Film „Schwuchtel, Schwuchtel, Schwuchtel“, 2022